Jugend raus – Kunst im Jugendhaus
Unter dem Titel Jugend raus – Kunst im Jugendhaus entwickelte der Stuttgarter Künstler und Kurator Wolfgang Seitz für die Stuttgarter Jugendhaus gGmbH als großer regionaler Träger der Jugendhilfe ein über mehrere Jahre fortlaufendes Kunstprojekt für und mit Jugendlichen, das in jedem Jahr parallel an zwei bis fünf verschiedenen Standorten in der Landeshauptstadt Stuttgart umgesetzt werden soll. Gewonnen werden soll dafür pro Standort jeweils ein Künstler, der den künstlerischen Prozess vor Ort initiiert und begleitet.
Die Stuttgarter Jugendhaus gGmbH und der Künstler Wolfgang Seitz bringen so im Rahmen der Veranstaltungsreihe Jugend raus – Kunst im Jugendhaus junge Menschen zwischen 12 und 27 Jahren mit professionellen Künstlern unter den Dächern verschiedener Jugendeinrichtungen in der Landeshauptstadt zusammen.
Im Zentrum dieses Zusammenspiels von Kunst und Jugendarbeit steht die Auseinandersetzung von Jugendlichen mit den sie betreffenden aktuellen, politischen, sozialen und persönlichen Themen mit künstlerischen Mitteln und Methoden. Professionelle Künstler begleiten und kanalisieren diese kreativen Prozesse in künstlerische Produkte. So entsteht über mehrere Jahre ein Zyklus. Zum Ende jeder Projektphase werden die hierbei entstandenen Werke einem breiten Publikum im Rahmen einer Ausstellung vorgestellt.
Zu den Themen, die bei Jugend raus – Kunst im Jugendhaus inszeniert und reflektiert werden, zählen:
Kulturelle Identitäten und Unterschiede, Heimat im Kontext von Migration, Religionen, Freundschaft, Liebe, Sexualität, Drogen, Sprache, Bildung, Freizeit, Trends, Mode, Styling, Medien, Moral, Sinn, Sehnsucht und Werte.
Gewonnen werden Künstler aller Disziplinen, sei es Malerei, Fotografie, Konzeptkunst, Bildhauerei, Tanz, Video, Wortkunst, Musik oder Theater.
In einer großen Abschlusspräsentation werden die Ergebnisse der breiten Öffentlichkeit ebenso zugänglich gemacht wie einer explizit kunstinteressierten Klientel. Die Besonderheit zum Abschluss von Jugend raus – Kunst im Jugendhaus: die kunstinteressierten Besucher werden aufgefordert, in die Treffpunkte der Jugendlichen „rein zu kommen“, also konkret in die Jugendhäuser zu gehen und die Arbeiten am Ort ihrer Entstehung zu betrachten. Es ist zu erwarten, dass hierbei nicht nur die Werke der Jugendlichen rezipiert werden, sondern dass sich vielfältige Gelegenheit bieten, in Interaktion und Dialog mit jugendlichen Künstlern zu treten. Vielleicht neu oder anders zu verstehen, was Jugendliche bewegt, beschäftigt, verängstigt oder ihnen Hoffnung und Freude macht.
Projektbeschreibung und zeitlicher Ablauf
Das Kunstprojekt Jugend raus – Kunst im Jugendhaus beginnt im
Jahr 2009 im Kinder- und Jugendhaus Hallschlag, einem als „sozialer
Brennpunkt“ stigmatisierten Sozialraum, der seit 2007 im bundesweiten
Programm „Soziale Stadt“ eingebunden ist. Die Stuttgarter Jugendhaus
gGmbH betreibt hier seit den 70er Jahren eines der größten Kinder- und
Jugendhäuser in Stuttgart. Es hat eine Fläche von rund 3000
Quadratmetern und liegt auf einem etwa 15.000 Quadratmeter großen
Gelände. Der Kurator und Projektleiter der Reihe Jugend raus – Kunst im
Jugendhaus, Wolfgang Seitz, wird hier mit dem Projekt „Auto Mobile
Stadtteil Skulptur“ den Auftakt bilden. In Kooperation mit der im
Stadtteil liegenden Grund- und Hauptschule, einer Förderschule sowie
weiteren Kooperationspartnern im Stadtteil werden 500 Jugendliche im
Juni und Juli innerhalb von vier Wochen ein Auto in eine große Skulptur
verwandeln.
Ziele
Ziel des Projektes ist es, die Jugendlichen in unterschiedlichen
künstlerischen Prozessen und mit verschiedenen künstlerischen Produkten
Sichtweisen, Lösungen, Wege und Bilder erarbeiten zu lassen, die für
Vielfalt und Differenz in den jugendlichen Lebenswelten stehen: sowohl
die unterschiedlichen Zugänge zu den jugendspezifischen Themen und
Fragestellungen als auch die Bandbreite der künstlerischen Produktionen
sollen dies repräsentieren.
Durch das Kunstprojekt Jugend raus –
Kunst im Jugendhaus werden den Betrachtern vielfältige und
vielschichtige Sichtweisen auf die aktuellen Fragen und Themen von
Jugendlichen eröffnet. Die entstandenen Arbeiten und die hierin
artikulierten Perspektiven der Jugendlichen sollen nicht bloß
rezipierbar werden, sondern auch der Auseinandersetzung, der Interaktion
und dem Dialog zwischen den Generationen dienen.
Fragen, Meinungen
und Sichtweisen, Lebenswelten und Lebensentwürfe der Jugendlichen
werden durch die Mittel der Kunst, durch Kommunikation und Reflektion
zum Bestandteil der Kunstaktion Jugend raus – Kunst im Jugendhaus.
Künstlerische Intervention wird zur Schnittstelle und zum Bestandteil
der einzelnen Projekte, die in den Jugendhäusern von den Jugendlichen
selbst realisiert werden. Die Projekte werden durch einen
konzeptionellen Rahmen verklammert und durch den Kurator und Künstler
Wolfgang Seitz gesteuert. In der fortlaufenden Dokumentation im Format
einer Broschüre und auf der Homepage www.jugend-raus.de werden Kontext und Prinzip der Veranstaltungsreihe als Serie deutlich.
Die sozialräumliche Verortung der Jugendhäuser im jeweiligen Stadtteil
ebenso wie die räumliche Ausstattung und die Gegebenheiten vor Ort
bieten auf einmalige Weise eine besondere Möglichkeit der künstlerischen
Intervention: Jugendhäuser sind Einrichtungen mit vielfältigen
Begegnungsmöglichkeiten und vielschichtigen sozialen Strukturen. Sie
sind multikulturelle Orte, an denen Jugendliche gerne ihre Freizeit
verbringen. Von daher bieten Jugendhäuser hervorragende Anlässe, um dort
künstlerisch zu arbeiten, und schaffen Schnittstellen zwischen
Künstlern mit ihren Konzepten und Jugendlichen in ihren
Lebensrealitäten.
Projektablauf Für das Kunstprojekt Jugend raus –
Kunst im Jugendhaus werden pro Jahr zwei bis fünf Kinder- und
Jugendeinrichtungen ausgewählt. Die jugendlichen Besucher dieser
Einrichtungen bekommen die Gelegenheit, ihre Interessen, Fragen,
Sehnsüchte und Ängste in der Zusammenarbeit mit einem professionellen
Künstler in künstlerischen Prozessen zu kanalisieren.
Die Künstler
werden bezogen auf die jeweilige Einrichtung und die dort vorhandenen
Ressourcen im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung gewonnen. Sie
werden in der Ausschreibung aufgefordert, ein Konzept einzureichen.
Wesentlich für die eingereichten Kunstkonzepte für des Projekts Jugend
raus – Kunst im Jugendhaus ist, dass die Künstler deutlich machen
müssen, wie sie die Jugendlichen maßgeblich einbinden. Den Künstlern
kommt dabei die Rolle der künstlerischen Mentoren zu, sie verschaffen
den Jugendlichen Einblick in künstlerische Perspektiven, Methoden und
Herangehensweisen. Die Künstler arbeiten als Initiatoren, Motoren oder
Katalysatoren der künstlerischen Prozesse. Die Jugendlichen ermöglichen
die Umsetzung, fungieren als Ideengeber und werden selbst zu Künstlern.
Die Mitarbeiter der Jugendhäusern unterstützen die Projekte
zum Beispiel im Hinblick auf Logistik, Materialbeschaffung und die
Betreuung der Jugendlichen. Sie gewährleisten, dass das Projekt in
Angebote und Programme des Jugendhauses implementiert und das
Angebotsprofil der Einrichtung so für den Projektzeitraum maßgeblich
erweitert wird.
Im Zentrum der künstlerischen Projekte stehen die
Jugendlichen selbst: Mit Unterstützung und Anleitung durch die Künstler
realisieren sie die Arbeiten des Projekts Jugend raus – Kunst im Jugendhaus.
Zum Abschluss werden alle Arbeiten des Kunstprojekts in einer großen,
vernetzten Ausstellung in den einzelnen Jugendhäusern präsentiert. Diese
Abschlussausstellung wird als wesentlicher Bestandteil des gesamten
Projektes von den einzelnen Künstlern in den Jugendhäusern betreut.
Hierzu wird über eine Bustour zum Kunstprojekt Jugend raus – Kunst im
Jugendhaus oder über eine Angliederung an die „Lange Nacht der Kultur“ nachgedacht.
Das Kunstprojekt Jugend raus – Kunst im Jugendhaus wird mit mehreren Broschüren sowie auf der Homepage www.jugend-raus.de dokumentiert.